Nachbar aus Wilmersdorf Nord: Klaus Schütz, Regierender Bürgermeister a.D.

Veröffentlicht von Anne Rabe 19. Oktober 2020

Heute vor 53 Jahren, am 19. Oktober 1967, wurde Klaus Schütz Nachfolger von Heinrich Albertz im Amt des Regierenden Bürgermeisters von Berlin. Wegen seiner aktiven Mitarbeit an unseren regionalen Gedenkaktivitäten erinnern wir in der SPD Wilmersdorf Nord uns gut an Klaus Schütz, der die letzten 20 Jahre seines Lebens in Wilmersdorf wohnte.

So las er uns 2007 auf einem unserer stadtteilhistorischen Rundgänge aus den Memoiren des berühmten Kunstsammlers und Emigranten Heinz Berggruen vor, dessen Geburtshaus auf dem Grundstück Konstanzer Straße 54 stand. Gegenüber wohnte Klaus Schütz. 2011 unterstützte er unsere Initiative für eine Straße des Gedenkens und war am 5. November 2011 bei der Enthüllung der Gedenkstele an der Duisburger Straße dabei, die an die über 100 Opfer nationalsozialistischer Verfolgung in der nur zehn Hausnummern langen Straße erinnert.

Und anlässlich der ersten und erfolgreichen Kandidatur unserer Abgeordneten Franziska Becker für den Abgeordnetenwahlkreis 6 stand er ihr 2011 als Unterstützer und Berater zur Seite.

Eine ganze Dekade lang leitete der 1926 in Heidelberg geborene Klaus Schütz vom 19.Oktober 1967 an die Geschicke des damaligen West-Berlins – zeitweise mit einer absoluten Mehrheit der SPD im Abgeordnetenhaus, teils an der Spitze sozialliberaler Senate. Nach dem Krieg zunächst noch am linken Rand der Berliner SPD verortet gehörte Schütz in den innerparteilichen Richtungsauseinandersetzungen der 1950er-Jahre zum Zirkel der „Modernisierer“ um den zeitweiligen Wilmersdorfer Kreisvorsitzenden und späteren Parlamentspräsidenten und Regierenden Bürgermeister Willy Brandt. Beide pflegten sie sich über viele Jahre hinweg bei sonntäglichen Spaziergängen rund um den Schlachtensee über die politische Situation in der geteilten Stadt und die bundespolitische Großwetterlage in Bonn auszutauschen. Brandt war es auch, der den noch jungen West-Berliner Bundestagsabgeordneten Schütz 1961 zum Senator für Bundesangelegenheiten (sowie ergänzend auch – dem besonderen Viermächtestatus Berlins geschuldet! – „für Post- und Fernmeldewesen“) machte und nach Bildung der Großen Koalition im Bund 1966 kurzzeitig als Staatssekretär ins Auswärtige Amt holte. Nach seinen Bürgermeisterjahren an der Spree ging Klaus Schütz 1977 als bundesdeutscher Botschafter nach Israel. Die Aussöhnung mit den Überlebenden der Shoa und den Angehörigen der zahllosen Opfer waren ihm wichtig und zweifellos auch ein Lebensthema.

Am 29. November 2012 verstarb Klaus Schütz, der bis zu seinem Tode als Nachbar und Genosse unter uns gelebt hatte, im Alter von 86 Jahren. Wir denken bis heute gern an ihn.

 

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